21.10.2018
Balkan Tour 2018
Mittlerweile ist es Tradition geworden, alle zwei Jahre um Himmelfahrt, eine zweiwöchige Paddeltour zu unternehmen. Von einer reinen „Männertour“ kann man nicht sprechen, da schon die ein oder andere „paddelwütige Amazone“ mit von der Partie ist, was uns sehr freut!
Bisher ging die Reise immer mit der Fähre nach Griechenland, um dort einige schöne Flüsse zu befahren. Diesmal entschieden wir uns für den Landweg. Nur auf dem Rückweg wollten wir die Fähre nutzen. Somit lagen über 2.000 Auto-kilometer vor uns! Doch die Aussicht auf tolle Paddelerlebnisse, und das Highlight der Tour, eine zweitägige Paddeltour in der Taraschlucht, würden uns für die Anstrengungen entschädigen.
Beginn der Tour war Freitagnachmittag, der 27. April 2018. Zu viert in einem T5 (Simone, Heiko, André und Markus) starteten wir in Glauchau. Unsere Fahrt brachte uns an diesem Tag nach einem kleinen Umweg über den Campingplatz „Panorama Camping Obernberg“ bis zum Campingplatz „Fuchs“ in Egglfing am Inn.
Von unserem Plan, in Österreich auf dem Campingplatz „Panorama Camping Obernberg“ zu übernachten, mussten wir leider Abstand nehmen, da wir ziemlich direkt und mehr oder weniger freundlich vom Campingplatz verwiesen wurden. Vielleicht lag es an unserer Ankunftszeit von 21:45 Uhr oder den Kanus auf dem Dach oder an einer anderen Laune des Platzwartes. Er begründete es damit, dass wir nicht vor der offenen Schranke gewartet haben, bis jemand zur Rezeption gekommen ist. Jedoch war diese unbeleuchtet und sah verlassen aus und wir beschlossen uns auf die Suche nach Jemandem zu machen. Als wir dann mit den Worten “Ich möchte euch nicht auf meinem Platz haben, fahrt weiter!” des Platzes verwiesen wurden, haben wir dann die erste Nacht wieder zurück in Deutschland auf dem Campingplatz „Fuchs“ in Egglfing am Inn, gemütlich und freundlich empfangen, verbracht.
Am nächsten Morgen ging es dann direkt weiter über Graz, durch Slowenien, was etwas kompliziert war ohne Autobahn, da die Maut für den T5 nach LKW-Maut berechnet wird und dementsprechend teuer ist. Unser Weg führte uns weiter durch Kroatien über Zagreb bis hin zum Camp „Zrmania“ (nahe Obrovac), wo wir uns dann mit fünf weiteren Paddelfreunden (Simone, Wolfgang, Jens, Horst und Margrit) treffen wollten. Das Timing konnte nicht passender sein – alle drei Autos kamen nach der langen Anreise (insgesamt ca. 1.100 Kilometer) in einem Zeitfenster von zehn Minuten im Camp an.
Am Sonntag wurde dann das erste Mal als Gruppe die Zrmanja von Kastle Zegarski bis zum Camp „Zrmanja“ gepaddelt. Das Teilstück betrug ca. 10 Kilometer, begann sehr gemütlich bei nahezu stehendem Wasser und wurde immer wieder von regelmäßig verteilten kleineren Abfallern begleitet, an denen man nochmal seine Fähigkeiten testen konnte. Beim Spielen im Wildwasser kenterte auch schon der erste unserer Paddelfreunde. Somit war ein Schnaps am Abend gesichert. Den großen 10m hohen Wasserfall und im weiteren Verlauf einen ungefähr 3m hohen Wasserfall haben wir umtragen. Als Abschluss gab es noch ein paar kleinere Abfaller bis wir dann nach einem letzten etwas längeren zähen Flussabschnitt wieder am Camp angekommen sind.
Am Montag wartete dann ein ganzer Tag Autofahrt durch Kroatien über Bosnien und Herzegowina und schließlich nach Montenegro auf uns. Wir hatten uns den Zeltplatz „Miro´s Camp“ direkt an der großen Tarabrücke ausgekuckt. Jetzt hieß es erstmal für alle, die nicht im Auto schlafen, im Dunkeln Zelt aufbauen und anschließend noch ein Abendbrot, welches eher ein Nachtmahl war, zuzubereiten. Am nächsten Morgen spürte man dann die große “Aufregung” vor der Befahrung der Tara, jeder machte sich so seine Gedanken, wie es wohl werden wird. Zuerst haben wir uns die Permits (Erlaubnis zur Befahrung der Taraschlucht) im Nationalpark besorgt. Alle packten ihre Sachen für die Übernachtung in der Schlucht, welche dann durch unseren Fahrer Zodan (vorgestellt von Miro als “good Driver but don´t speak english”) mit einem Landrover Defender und unserer guten Seele Margrit in die Schlucht gefahren wurden. Der Einstieg in die Tara war ca. 3 Kilometer oberhalb von „Miro´s Camp“ und funktionierte problemlos. Wir fuhren die Boote und Paddelsachen mit unseren Autos an den Start, konnten diese wieder im Camp parken und die Fahrer wurden von Zodan wieder zurück an den Start gebracht.
Nun begann die schnelle Fahrt, laut Miro war der Wasserstand „gutes Mittelwasser“, genauere Angaben haben wir leider nirgends bekommen. Somit war die Anspannung spürbar. Zu Beginn konnten wir uns die ersten Kilometer, welche keine großen Schwierigkeiten beinhaltete, an das schnelle Wuchtwasser gewöhnen. Unter einer nun folgenden Brücke wartete die erste schwierige Stelle auf uns. Die erste Passage wurde von allen sauber durchfahren. Noch immer hatten wir uns nicht ganz an die Wasserwucht gewöhnt. Im letzten Abschnitt dieser Passage wartete in einer leichten Linkskurve auf der linken Flussseite eine Walze, welche Horst leider zum Kentern brachte. Zum Glück konnte er beim zweiten Versuch gut rollen und somit war alles gut überstanden. Im weiteren Verlauf waren die größten Schwierigkeiten die vielen Verschneidungen und ständigen Pilze, von welchen, ein wenig später, André überrascht wurde. Er kenterte und musste aussteigen. Die Übernachtung in der Schlucht war auf jeden Fall für uns alle etwas Besonderes. Komplett abgelegen, hörte man nur das Rauschen der Tara. Außer uns, unserem Fahrer Zodan und dem Betreiber des Gasthauses war weit und breit Niemand. Wir schliefen im Haus, wobei es weder Strom noch Licht gab. (Die elektrische Versorgung durch ein Notstromaggregat ist wahrscheinlich dem Sommerbetrieb vorbehalten). Am nächsten Morgen ging die Befahrung nach einem gemütlichen Frühstück weiter. Heiko wechselte vom Topo Duo mit Simone zu seinem Einerkajak und André beendete seine Fahrt ebenfalls und lies sich von Zodan mit zum Ziel nehmen. Der Rest startete die Fahrt des zweiten Tages. Es war zu Beginn eine der Wasserwucht entsprechend gemütliche Fahrt, die auch bis zum Zwischenausstieg nicht wirklich schwieriger wurde. Gegenüber vom Camp „Enzian“ wurden wir, durch Miro organisiert, mit einem Landrover mit Bootsanhänger abgeholt. Wir wollten eine weitere noch schwierigere Passage umfahren, was bei dem Wasserstand auch eine gute Entscheidung war. Beim erneuten Einsetzen stellten wir sofort fest, dass die Tara nun noch wuchtiger und schneller geworden war. In einigen Schwällen waren die Wellen gut zwei Meter hoch, was uns schwer beeindruckte und Wolfgang leider zum Verhängnis wurde. Er kenterte und die Bergung und Rettung dauerte mehrere 100 Meter. Wolfgangs Paddel wart leider nie mehr gesehen und ist bei der Rettungsaktion verloren gegangen. Dank Ersatzsteckpaddel konnten wir dann den letzten reichlichen Kilometer noch bis zum Ziel paddeln, wo unsere restlichen Paddelfreunde mit Zodan warteten, um die dreieinhalbstündige Rückreise zum Camp anzutreten.
Am Donnerstag befuhren wir die Tara von der Straßenbrücke Mojkovac bis zu einer Hängebrücke bei Kaludra. Diese Strecke hat einen ähnlichen Charakter wie die “Hausfrauenstrecke” der Soča mit vielen Kiesbänken und keinen wirklichen Schwierigkeiten. Mal was zum Verschnaufen, nach den letzten 2 Tagen!
Abschließend paddelten wir am Freitag den Oberlauf der Tara. Wir stiegen an einer etwas fragwürdigen, baufälligen Brücke ein und wollten wieder bis zur Straßenbrücke Mojkovac paddeln. Zu Beginn war der Schwierigkeitsgrad noch sehr gering. Immer wieder kleinere Schwälle – alles gut zu meistern. Als der Schwierigkeitsgrad von Schwall zu Schwall stieg entschieden wir uns an einem großen Schwall mit gefräßiger Walze zum Umtragen. Kurz darauf kenterte Markus an einem Stein. Das Bergen des Bootes erwies sich an dieser Stelle recht schwierig und es dauerte einige Zeit bis alle wieder zusammen im Boot saßen. Als Markus dann in kurzer Zeit noch zwei weitere Male kenterte und die Schwierigkeiten weiterwuchsen, entschieden wir uns, die Fahrt vorzeitig zu beenden. Unsere Autofahrer hielten gerade am Fluss, um ein paar Fotos zu machen. Somit haben wir diese Gelegenheit genutzt. Als Abschluss des Tages fuhren wir noch weiter bis kurz vor Podgorica, um dann bei einem gemütlichen Abendessen unsere Weiterfahrt zum Osum in Albanien zu planen.
Samstag stand mal wieder ein Tag des Autofahrens auf dem Plan. In Shkoder haben wir uns die Bleimoschee und eine Burgruine angesehen. Dann ging es weiter an Tirana vorbei, durch Durres und Berat bis zu einem kleinen Campingplatz oberhalb der Osumschlucht. Am Sonntag stand dann die Befahrung des Osum an. Eine landschaftlich einfach atemberaubende Schlucht! Eher geringer Schwierigkeitsgrad, allerding von sehr vielen Prallwänden begleitet. Das Wasser war sehr dreckig, vielleicht auf Grund der Regenfälle oder der großen Baustellen durch einen Gasleitungsbau. Man konnte keine fünf Zentimeter tief sehen. Wolfgang kenterte bei der Befahrung an einer Prallwand in der Verschneidungszone, konnte sich aber sofort auf eine Kiesbank retten und das Paddel und Boot konnten geborgen werden. Nun konnten wir die Schlucht bis zum Ausstieg in Corovode genießen. Viele größeren und kleinere Wasserfälle und teilweise nur reichlich 2m breite Durchfahrten machten auch diesen Fluss sehr abwechslungsreich. Um die Fahrt am nächsten Tag etwas zu verkürzen, sind wir noch bis zu einem Campinglatz nahe Berat gefahren.
Am Montag setzten wir die Fahrt durch das Land fort und besichtigten den Fluss Bënçë. Auf Grund eines aufziehenden Gewitters mussten wir die Befahrung leider verschieben und uns auf die Suche nach einem Camp für die Nacht begeben. Auf dem Campingplatz „Kamping Gijrokaster“ sind wir dann die nächsten zwei Nächte geblieben, um am kommenden Tag in Ruhe den Drino von Alpet bis zur Mündung in die Vjosa zu paddeln. Anschließend ging es gleich noch auf den, am Vortag besichtigten Bënçë. Der Drino war ein sehr ruhiger Fluss mit recht klarem Wasser. Jedoch lies der Geruch anderes vermuten. Überall lag Müll am Ufer und zerstörte das schöne Landschaftsbild. Der Bënçë wiederum war ein kleiner Fluss, in den wir kurz nach einer gefährlichen Klemmstelle eingestiegen sind. Nach einem langen Herabtragen befürchteten wir beim ersten Blick aus der Nähe, dass der Wasserstand nicht reichen würde. Glücklicherweise war dem nicht so. Der Fluss ist wirklich ein kleiner Geheimtipp. Das Wasser war sauber und ausnahmsweise auch ohne Müll. Die Befahrung des leichten Wildwassers war nicht zu schwer und machte allen richtig Spaß. Der Ausstieg war kurz vor der Mündung in die Vjosa an der Straßenbrücke. Unter der Brücke befand sich eine letzte schwere Stelle zwischen zwei Brückenpfeilern, die wir dann gar nicht mehr befahren haben.
Der letzte Tag in Albanien hat uns nun nochmal an die Vjosa gebracht. Als Einstieg wählten wir eine Hängebrücke etwas oberhalb von Kelcyre, da es bei dem steilen, steinigem Ufer nur wenige gute Einstiegsmöglichkeiten gab. Der Fluss war nicht sehr schwer, aber aufgrund der Wassermenge schob er schon kräftig nach unten. Kurz nachdem wir Kelcyre passiert hatten, erwartete uns auf der linken Seite eine Quelle, die sich wie eine kleine Oase anfühlte, da das Wasser glasklar und in sehr großer Menge in den sonst eher sehr lehmhaltige Vjosa floss. Als schwierigste Stelle erwartete uns dann noch eine kleine Stufe unterhalb eines Restaurants, durch welches ein Wasserfall fliest. Die Stufe war nicht sonderlich schwer, jedoch durch einen angeschwemmten Baumstamm etwas verblockt. Als Ausstieg wählten wir die rechte Uferseite an der Straßenbrücke. Als Abschluss des Tages verließen wir Albanien und erreichten nun Griechenland. Wenige Kilometer nach der Grenze schlugen wir unser Camp am Gormos auf, mussten aber leider feststellen, dass dieser zu wenig Wasser führte, um diesen zu paddeln.
Nach einer angenehmen Nacht fuhren wir dann also zum Langafzas. Dieser kleine Fluss entpuppte sich als gemütlich aber sehr kurzweilig, da uns in nicht allzu langen Abständen immer wieder kleine Schwälle mit immer neuen Überraschungen erwarteten. Als Tagesabschluss schlugen wir dann unser letztes Camp am ruhig und etwas abgelegenen Einstieg des Langafzas auf, wo dann als Abschluss noch einmal frisches griechisches Fleisch aus der örtlichen Fleischerei gegrillt wurde.
Der letzte Tag brachte uns noch einmal auf den Kalamas, in welchen der Langafzas des Vortages mündet. Als Einstieg wählten wir auch gleich diese Mündung. Der Kalamas war ein ziemlich ruhiger Fluss mit nahezu Wanderpaddelcharakter und einer wunderschönen Schlucht, der für uns an einer Straßenbrücke nahe Plakoti endete, welche wir als Ausstieg wählten. Danach fuhren wir nur noch wenige Kilometer nach Igoumenitsa, wo wir uns den restlichen Tag vertrieben, bis dann 23 Uhr unsere Fähre nach Ankona abfuhr und wir am nächsten und letzten Tag dann die 1.150 Kilometer Heimreise antraten.
Rückblickend lässt sich sagen, dass es eine sehr abenteuerliche Reise war, welche sich auf jeden Fall gelohnt hat. Insgesamt haben wir 4.000 Kilometer mit dem Auto zurückgelegt und 165 Kilometer mit dem Boot. Wir haben die verschiedensten Campingplätze besucht, von guten Campingplätzen bis zum Wildcampen und haben die besten und schlechtesten Straßen kennengelernt. Besonders interessant, sowohl positiv als auch negativ, waren die Eindrücke aus den unbekannteren Ländern wie Albanien und Montenegro.
Die folgenden Bilder wurden freundlicherweise von den Mitreisenden zur Verfügung gestellt.